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Vestibularisschwannome
Das Vestibularisschwannom (historische Bezeichnung: Akustikusneurinom), ist ein gutartiger Tumor (WHO-Grad I), der aus den Schwann-Zellen des Gleichgewichtsnervs (Nervus vestibularis) entsteht. Sie stellen den dritthäufigsten gutartigen Tumor im Schädeninneren (intrakranieller Tumor) dar. Von 100.000 Einwohnern erkranken jährlich 1-1,5 Personen neu an einem Vestibularisschwannom. Über 95% der Vestibularisschwannome treten einseitig auf. Beidseitige Befunde sind ein Merkmal einer Neurofibromatose Typ 2 (NF 2). Obwohl der Tumor langsam wächst, kann er durch seine Lage im inneren Gehörgang und an der Schädelbasis wichtige Strukturen wie Hirnnerven, das Kleinhirn oder den Hirnstamm beeinflussen.
Symptome
Vestibularisschwannome werden typischerweise erst nach dem 30. Lebensjahr symptomatisch. Symptome entwickeln sich meist schleichend und hängen im Wesentlichen von der Größe und dem Wachstum des Tumors ab. Zu den häufigsten Symptomen gehören:
- Einseitiger Hörverlust (94%): Der Verlust des Gehörs auf einer Seite ist das Leitsymptom.
- Tinnitus (83%): Ohrgeräusche oder ein Pfeifen auf der betroffenen Seite.
- Schwindel und Gleichgewichtsstörungen (61%): Insbesondere bei größeren Tumoren treten häufig Schwindel und Unsicherheiten beim Gehen auf.
- Gesichtsnerv-Symptome (18%): Größere Tumoren können die Gesichtsnerven (Nervus trigeminus und Nervus facialis) beeinträchtigen, was zu Taubheitsgefühlen oder einer Gesichtslähmung führen kann.
Diagnostik
Die Diagnose wird in der Regel mittels moderner Bildgebung gestellt:
- Magnetresonanztomographie (MRT): Mit Kontrastmittel ist die MRT die sensitivste Methode, um Vestibularisschwannome zu erkennen, selbst bei kleinen Tumoren.
- Computertomographie (CT): Die dünnschichtige hochauflösende Computertomographie dient der Beurteilung der tumorumgebenden knöchernen Anatomie, vor allem bei der Planung von operativen Eingriffen.
- Hörtests (Reintonaudiometrie): Standardmässige Durchführung bei allen Patienten mit Vestibularisschwannom, um das Ausmaß der Hörminderung objektiv zu beurteilen.
Behandlung
Die Behandlung des Vestibularisschwannoms hängt von der Größe des Tumors, der Wachstumsgeschwindigkeit, den individuellen Symptomen und des Alters der Patienten ab.
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Abwarten und Beobachten:
- Bei kleinen Tumoren, die keine Beschwerden verursachen, wird häufig ein "Wait-and-watch"-Ansatz gewählt. Der Tumor wird durch regelmäßige MRT-Kontrollen sowie Hörtests in einem Intervall von 6-12 Monaten überwacht.
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Chirurgische Entfernung:
- Eine mikrochirurgische Entfernung wird oft bei größeren oder symptomatischen Tumoren durchgeführt. Das Ziel ist die vollständige Entfernung des Tumors, unter bestmöglicher Schonung des Gesichtsnervs und Erhalts des Gehörs. Daher erfolgt die unter kontinuierlichem intraoperativem Neuromonitoring (IOM), um insbesondere die Funktion des Gesichts- und des Hörnerven zu überwachen.
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Radiochirurgie (z. B. Gamma Knife):
- Diese nicht-invasive Methode nutzt hochpräzise Strahlung, um das Tumorwachstum zu stoppen. Diese Methode wird allenfalls bei sehr kleinen Tumoren, bei behandlungsbedürftigen Resttumoren oder bei älteren Patienten und Patienten, welche aus medizinischen Gründen nicht für eine Operation in Frage kommen, eingesetzt.
Prognose
Vestibularisschwannome wachsen in der Regel langsam, und die Prognose ist bei frühzeitiger Diagnose gut. Je nach Tumorgröße und Symptomatik bei Diagnosestellung können Hörverlust und andere Symptome jedoch trotz bestmöglicher Therapie fortbestehen. Die Wahl der optimalen Behandlungsstrategie richtet sich nach den individuellen Bedürfnissen und der klinischen Situation des Patienten und wird im Rahmen des interdisziplinären neuroonkologischen Boards und unserer Schädelbasiskonferenz unter Beteiligung der Experten der jeweiligen Fachabteilungen (Neurochirurgie, HNO, Strahlentherapie, Neurologie, Neuroradiologie) individuell besprochen und festgelegt.
Meningeome
Meningeome sind gutartige Tumore, die von den Hirnhäuten, sogenannten Meningen, ausgehen, die das gesamte Gehirn umfassen. Somit können sie am Äußeren vom Gehirn, der sogenannten Konvexität, zwischen den Hirnhälften und an der Schädelbasis entstehen (Bild). Meningeome können sich in ihrem Wachstumsverhalten und dem Risiko für ein Wiederauftreten (Rezidiv) unterscheiden und werden dementsprechend anhand von histologischen und genetischen Markern in WHO Grad 1, 2 und 3 (niedriges -> höheres Risiko) unterteilt.
Aufgrund des langsamen Wachstums stellen Meningeome häufig Zufallsbefunde dar. Sie können aber auch zu Kopfschmerzen, epileptischen Anfällen und Symptomen führen je nach Lokalisation. Meningeome können bei geringer Größe, fehlendem Perifokalödem (Wasseraufnahme im angrenzenden Gehirn) und keinen Symptomen mit einer Kernspin(MRT)-Bildgebung kontrolliert werden. Dies erfolgt zunächst jährlich, bei fehlendem Wachstum können die Intervalle ausgedehnt werden.
Im Falle von Symptomen, Perifokalödem, einer gewissen Größe abhängig von der Lokalisation oder Wachstum bei Verlaufskontrollen wird eine Behandlung empfohlen. Als Behandlungsmöglichkeiten gibt es eine operative Therapie und eine Strahlentherapie.
Behandlungsmöglichkeiten
Operative Therapie1
Die operative Therapie stellt die Therapie der Wahl dar. Die Ziele sind, die neurologischen Symptome zu verbessern, die neurologische Funktion zu erhalten und das entnommene Gewebe zu untersuchen. Abhängig von der Gewebsuntersuchung werden die Intervalle der postoperativen Verlaufskontrollen geplant und ggf. eine zusätzliche postoperative Strahlentherapie empfohlen.
Strahlentherapie1
Als primäre Behandlung kann die Strahlentherapie bei einer Größe des Meningeoms unter 3cm und älteren Patient*innen mit einem erhöhten Narkoserisiko sowie bei Sinus cavernosus Meningeomen erwogen werden. Eine Strahlentherapie wird empfohlen bei höhergradigen Meningeomem (WHO Grad 2 und 3) nach operativer Behandlung. Im Falle von Wiederauftreten von Meningeomem, sogenannten Rezidiven, im Verlauf nach operativer Behandlung sollte ebenso eine Strahlentherapie diskutiert werden.
- Goldbrunner R, Stavrinou P, Jenkinson MD, et al. EANO guideline on the diagnosis and management of meningiomas. Neuro Oncol. 2021;23(11):1821-1834. doi: 10.1093/neuonc/noab150.
Unrupturierte Hirnaneurysmen
Hirnaneurysmen sind sackförmige Erweiterungen an Hirnarterien. Drei von 100 Personen tragen ein solches Aneurysma, wobei Frauen häufiger betroffen sind.1 Die meisten Hirnaneurysmen fallen als Zufallsbefunde in Bildgebungen auf, welche wegen Symptomen, z.B. Kopfschmerzen oder Schwindel, durchgeführt werden, die nicht mit dem Aneurysma zusammenhängen.2 Sehr selten kann ein Aneurysma zu Symptomen, z.B. einer Augenmuskellähmung, oder zu einer Hirnblutung führen, wenn das Aneurysma reißt, eine sogenannte Ruptur.3-5
Entstehung, Wachstum und Ruptur
Ein Hirnaneurysma ist eine sich entwickelnde Erkrankung, die aus dem Zusammenspiel von genetischen Faktoren, kardiovaskulären Risikofaktoren wie Rauchen und Bluthochdruck und weiteren ungeklärten Faktoren entsteht.6 Innerhalb der Gefäßwand kommt es zu einem Umbau der Wand mit Entzündungsreaktionen, Abbau von Wandstrukturen und einer Produktion von Kollagen, woraus letztendlich das entstandene Aneurysma vornehmlich besteht.6-8 Wenn vor allem Entzündungsreaktionen in der Aneurysmawand vorherrschen, kann das Aneurysma wachsen oder sogar rupturieren.6 Zu den Risikofaktoren für eine Ruptur zählen Alter, Bluthochdruck, Rauchen, früher stattgehabte Subarachnoidalblutung, positive Familienanamnese (mindestens 2 erstgradige Verwandte mit einem Hirnaneurysma oder einer Subarachnoidalblutung), weibliches Geschlecht, multiple Hirnaneurysmen, Lokalisation, Aussehen und Größe des Aneurysmas.9, 10
Beurteilung
Kommt ein Patient:in mit einem Hirnaneurysma in unsere Gefäß-Spezialsprechstunde (Neurovaskuläre Sprechstunde) wird er/sie über das Risikos für eine Ruptur aber auch über das Behandlungsrisiko beraten. Gegebenenfalls empfehlen wir für eine bessere Beurteilung der Größe, der Oberfläche und des Ursprungs des Aneurysmas die Durchführung einer Katheterangiografie. Bei einer Katheterangiografie wird meistens die Leistenarterie, gelegentlich die Unterarmarterie, punktiert, und über den Katheter Kontrastmittel gegeben, welches unter Röntgenstrahlen dargestellt wird. Einmal wöchentlich erfolgt ein interdisziplinäres neurovaskuläres Board mit den Expert:innen der jeweiligen Fachabteilungen (Neurochirurgie, Neuroradiologie, Neurologie), die bei der Behandlung von Hirnaneurysmen mitwirken. Jede Neuvorstellung und Fragestellungen, die sich im Verlauf bei Patient*innen mit Hirnaneurysmen geben, werden hier im neurovaskulären Board besprochen.
Behandlung
Die meisten Hirnaneurysmen sind stabil und können mittels Bildgebungen (Kernspin-/MR-Tomographie) in regelmäßigen Abständen kontrolliert werden. Begleitend zu Verlaufskontrollen können Patient*innen in Studien eingeschlossen werden, z.B. PROTECT-U Studie, CONTINUITY Studie.
Falls das Aneurysma von uns als eventuell instabil eingestuft wird oder das Rupturrisiko höher als das Behandlungsrisiko ist, empfehlen wir in der Regel eine präventive Behandlung. Die Standardverfahren für eine präventive Behandlung sind das mikrochirurgische Clipping und das endovaskuläre Coiling. Beim mikrochirurgischen Clipping wird von außen das Hirnaneurysma mit einer Klammer, sogenannter Clip, verschlossen. Beim endovaskulären Coiling wird von innen das Aneurysma über einen Katheter mit Drahtschlingen, sogenannte Coils, ausgestopft.
Mikrochirurgisches Clipping
Über einen Schädelzugang werden Clips von außen auf das Aneurysma gesetzt und sehr effektiv ausgeschalten. Durch Navigationsverfahren und Augmented Reality werden Zugänge klein und auf den Patient:in zugeschnitten durchgeführt. Während einer solchen Operation wird die neurologische Funktion des Patienten, insbesondere die Bewegungsfunktion, fortlaufend durch ein Neuromonitoring überwacht.
Publikationen
- Vlak MH, Algra A, Brandenburg R, Rinkel GJ. Prevalence of unruptured intracranial aneurysms, with emphasis on sex, age, comorbidity, country, and time period: a systematic review and meta-analysis. Lancet Neurol. 2011;10(7):626-636. doi: 10.1016/S1474-4422(11)70109-0.
- Gabriel RA, Kim H, Sidney S, et al. Ten-year detection rate of brain arteriovenous malformations in a large, multiethnic, defined population. Stroke. 2010;41(1):21-26. doi: 10.1161/STROKEAHA.109.566018.
- Cianfoni A, Pravata E, De Blasi R, Tschuor CS, Bonaldi G. Clinical presentation of cerebral aneurysms. Eur J Radiol. 2013;82(10):1618-1622. doi: 10.1016/j.ejrad.2012.11.019.
- Etminan N, Chang HS, Hackenberg K, et al. Worldwide Incidence of Aneurysmal Subarachnoid Hemorrhage According to Region, Time Period, Blood Pressure, and Smoking Prevalence in the Population: A Systematic Review and Meta-analysis. JAMA Neurol. 2019;76(5):588-597. doi: 10.1001/jamaneurol.2019.0006.
- Ziebart A, Dremel J, Hetjens S, et al. Case fatality and functional outcome after spontaneous subarachnoid haemorrhage: A systematic review and meta-analysis of time trends and regional variations in population-based studies. Eur Stroke J. 2024:23969873241232823. doi: 10.1177/23969873241232823.
- Etminan N, Rinkel GJ. Unruptured intracranial aneurysms: development, rupture and preventive management. Nature reviews Neurology. 2016;12(12):699-713. doi: 10.1038/nrneurol.2016.150.
- Etminan N, Dreier R, Buchholz BA, et al. Age of collagen in intracranial saccular aneurysms. Stroke. 2014;45(6):1757-1763. doi: 10.1161/STROKEAHA.114.005461
- Hackenberg KAM, Rajabzadeh-Oghaz H, Dreier R, et al. Collagen Turnover in Relation to Risk Factors and Hemodynamics in Human Intracranial Aneurysms. Stroke. 2020;51(5):1624-1628. doi: 10.1161/STROKEAHA.120.029335.
- Greving JP, Wermer MJ, Brown RD, Jr., et al. Development of the PHASES score for prediction of risk of rupture of intracranial aneurysms: a pooled analysis of six prospective cohort studies. Lancet Neurol. 2014;13(1):59-66. doi: 10.1016/S1474-4422(13)70263-1
- Hackenberg KAM, Hanggi D, Etminan N. Unruptured Intracranial Aneurysms. Stroke. 2018;49(9):2268-2275. doi: 10.1161/STROKEAHA.118.021030.
Aneurysmatische Subarachnoidalblutung (SAB)
Die aneurysmatische Subarachnoidalblutung (SAB) ist eine lebensbedrohliche Erkrankung, die durch das Reißen (Ruptur) eines Hirnarterienaneurysmas – einer sackförmigen Erweiterung an Hirnarterien – entsteht, und zu einer plötzlichen Blutung in den liquorgefüllten Subarachnoidalraum des Gehirns führt. Sie macht ca. 5% aller Schlaganfälle aus und die Hälfte der betroffenen Patienten ist jünger als 55 Jahre.
Symptome und Warnzeichen
Die aneurysmatische SAB äußert sich häufig durch einen plötzlichen, extrem starken Kopfschmerz, der als „Vernichtungskopfschmerz“ beschrieben wird. Begleitend können Nackensteifigkeit, Übelkeit, Erbrechen, Sehstörungen, Bewusstseinseintrübung und neurologische Ausfälle auftreten. In schweren Fällen kann es zu Bewusstlosigkeit oder Koma kommen.
Ursachen und Risikofaktoren
Ein rupturiertes Aneurysma ist die häufigste Ursache der SAB. Risikofaktoren für die Entstehung eines Aneurysmas und dessen Ruptur sind Bluthochdruck, Rauchen, familiäre Vorbelastung (mindestens 2 erstgradige Verwandte mit einem Hirnarterienaneurysma oder einer Subarachnoidalblutung), bestimmte Erbkrankheiten (z. B. Marfan-Syndrom, Ehlers-Danlos-Syndrom) sowie übermäßiger Alkoholkonsum.
Diagnostik
Die schnelle und genaue Diagnostik ist entscheidend. Eine native Computertomografie (CT) des Schädels zeigt die Blutung in der Subarachnoidalregion in den meisten Fällen zuverlässig. Wenn die CT unauffällig ist, aber der Verdacht auf eine SAB bleibt, kann eine Lumbalpunktion durchgeführt werden, um Blut im Nervenwasser (Liquor) nachzuweisen. Eine CT-Angiografie oder eine Katheterangiografie (digitale Subtraktionsangiografie (DSA)) wird eingesetzt, um das ursächliche Aneurysma zu lokalisieren und seine Größe und Oberfläche zu beurteilen.
Aneurysmabehandlung
Die Behandlung einer aneurysmatischen SAB erfolgt im interdisziplinären Zusammenspiel zwischen den spezialisierten Fachabteilungen der Neurochirurgie und der Neuroradiologie. Hierbei erfolgt in allen Fällen eine individuelle Fallbesprechung zur Festlegung bestmöglichen Behandlungstrategie. Primäres Ziel ist es, das rupturierte Aneurysma zu sichern, um eine erneute Blutung zu verhindern. Dies kann durch zwei Hauptverfahren erfolgen:
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Clipping:
- Ein neurochirurgischer Eingriff, bei dem das Aneurysma mit einer Metallklammer (Clip) verschlossen wird.
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Coiling:
- Ein endovaskuläres Verfahren, bei dem Platinspiralen (Coils) über einen Katheter in das Aneurysma eingebracht werden, um dieses von der Blutzirkulation auszuschließen.
Neurointensivmedizinische Behandlung
Patienten, welche von einer aneurysmatischen SAB betroffen sind, sind insbesondere in den ersten zwei Wochen nach stattgehabter Blutung und erfolgreicher Aneurysmabehandlung einem erhöhten Risiko von Komplikationen ausgesetzt. Daher erfolgt im Weiteren eine intensivmedizinische Überwachung auf unserer interdisziplinären neurochirurgisch-anästhesiologischen Intensivstation (NCAI). Hier gilt es vor allem rechtzeitig Durchblutungsstörungen des Gehirns zu erkennen und zu behandeln, um das Risiko für sekundäre Schlaganfälle und somit für dauerhafte Schäden zu minimieren. Die neurointensivmedizinische Behandlung von Patienten mit aneurysmatischer Subarachnoidalblutung stellt ebenfalls einen unserer wissenschaftlichen Schwerpunkte dar.
Prognose
Die Prognose hängt von der Schwere der initialen Blutung, dem Zeitpunkt der Behandlung und dem Auftreten von Komplikationen ab. Trotz moderner Therapiemöglichkeiten bleibt die aneurysmatische SAB eine Erkrankung mit hoher Sterblichkeits- und Morbiditätsrate. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung können jedoch die Überlebenschancen und die neurologischen Ergebnisse deutlich verbessern.
Prävention
Risikofaktoren wie Bluthochdruck und Rauchen sollten konsequent vermieden oder behandelt werden. Bei familiärer Vorbelastung oder Verdacht auf ein Aneurysma kann eine prophylaktische bildgebende Untersuchung und eine Vorstellung in unserer Gefäß-Spezialsprechstunde zur Beratung sinnvoll sein.
Trigeminusneuralgie
Patient:innen mit Trigeminusneuralgie leiden unter extremen Schmerzen im Gesichtsbereich, insbesondere plötzlichen Schmerzattacken, welche z.B. durch Berührung, Sprechen, Kauen ausgelöst werden können, aber auch spontan auftreten. 1, 2 Die Schmerzen können zu einer erheblichen Beeinträchtigung der Lebensqualität führen.2 Die Schmerzen werden über den Trigeminusnerv ausgelöst, welcher vor allem sensibel die Haut des Gesichts versorgt und die Kaufunktion unterstützt. Das mittlere Erkrankungsalter liegt zwischen 50 und 60 Jahren, bei Frauen tritt die Trigeminusneuralgie häufiger auf.3, 4 Als Risikofaktoren für eine Trigeminusneuralgie gelten Migraine, Bluthochdruck und Atherosklerose.3
Um die Ursache einer Trigeminusneuralgie festzustellen, wird eine Kernspintomographie (MRT) des Schädels durchgeführt. Die häufigste Ursache ist ein Gefäß-Nerven-Konflikt, bei dem ein Gefäß, meistens eine Arterie, den Trigeminusnerv einengt und zu Schmerzattacken führt.
Behandlung
Die erste Behandlungsmethode ist die Pharmakotherapie, vor allem Medikamente, die die Myelinscheiden des Nerven stabilisieren, wie Carbamazepin und Oxcarbazepin. In der Regel müssen die Medikamente im Verlauf der Erkrankung nach und nach höher dosiert werden. Ausgeschöpft ist die medikamentöse Behandlung, wenn entweder die Medikamente nicht mehr ausreichend die Schmerzen unterdrücken können oder die Dosierung zu stärkeren Nebenwirkungen, meistens Schwindel und Müdigkeit, führt. Wenn dies eintritt, sollte die mikrovaskuläre Dekompression nach Jannetta erwogen werden, da diese die einzige weitere Behandlungsmethode ist, die die Funktion des Nerven erhält. Weitere Behandlungsmöglichkeiten, die die Funktion des Nerven beeinträchtigen, wie die Perkutane Ballonkompression und die Radiotherapie sollten nur in besonderen Konstellationen angewandt werden.
Literaturhinweise: 2, 3, 5, 6 in unten angeführter Publikationsliste
Mikrochirurgische Dekompression nach Jannetta
Bei der mikrovaskulären Dekompression wird unter Vollnarkose der Nerv über eine kleine Schädeleröffnung mikrochirurgisch von dem Gefäß getrennt, ein Interponat zwischen Nerv und Gefäß gelegt und mit natürlichem Kleber fixiert. Die Erfolgsrate liegt mit 97,4% unmittelbar postoperativ sehr hoch (Schmerzfreiheit bei 82,9%, Schmerzreduktion bei 14,5%), im langfristigen Verlauf beziffert sich die Erfolgsrate bei 80,8% (Schmerzfreiheit bei 64,7%, Schmerzreduktion bei 17%).7 Komplikationen sind sehr selten.
Perkutane Ballonkompression
Die Perkutane Ballonkompression ist eine minimal-invasive Behandlung, bei der unter Vollnarkose über eine Punktionsnadel mit einem kleinen Ballon auf die Aufzweigungsstelle des Trigeminusnerv ein Druck über eine kurze Zeit ausgeübt wird. Die Erfolgsrate mit Schmerzfreiheit liegt bei bis zu 80%.5 Navigationsgestützt – wie wir die Methode durchführen – erhöhen die Präzision.8
Stereotaktische Radiotherapie
Bei Patient:innen mit einem hohen Narkoserisiko kann die stereotaktische Radiotherapie erwogen werden, bei der die Schmerzlinderung allerdings erst zwischen 2 Wochen bis 2 Monaten eintritt. Sie ist daher nicht geeignet zur Akuttherapie.3, 9
Publikationen
- 1Headache Classification Committee of the International Headache Society (IHS) The International Classification of Headache Disorders, 3rd edition. Cephalalgia. 2018;38(1):1-211. doi: 10.1177/0333102417738202.
- Bendtsen L, Zakrzewska JM, Heinskou TB, et al. Advances in diagnosis, classification, pathophysiology, and management of trigeminal neuralgia. Lancet Neurol. 2020;19(9):784-796. doi: 10.1016/S1474-4422(20)30233-7.
- Ashina S, Robertson CE, Srikiatkhachorn A, et al. Trigeminal neuralgia. Nat Rev Dis Primers. 2024;10(1):39. doi: 10.1038/s41572-024-00523-z.
- Maarbjerg S, Gozalov A, Olesen J, Bendtsen L. Trigeminal neuralgia--a prospective systematic study of clinical characteristics in 158 patients. Headache. 2014;54(10):1574-1582. doi: 10.1111/head.12441.
- Bendtsen L, Zakrzewska JM, Abbott J, et al. European Academy of Neurology guideline on trigeminal neuralgia. Eur J Neurol. 2019;26(6):831-849. doi: 10.1111/ene.13950.
- Goßrau G, Gierthmühlen J. Diagnose und Therapie der Trigeminusneuralgie. S1-Leitlinie. Deutsche Gesellschaft für Neurologie. www.dgn.org/leitlinien, abgerufen am 02.08.2024. 2023.
- Di Carlo DT, Benedetto N, Perrini P. Clinical outcome after microvascular decompression for trigeminal neuralgia: a systematic review and meta-analysis. Neurosurg Rev. 2022;46(1):8. doi: 10.1007/s10143-022-01922-0.
- Jain A, Ibrahim B, Ali A, et al. Percutaneous balloon compression technique using intraoperative contrasted DynaCT for the treatment of refractory trigeminal neuralgia: initial experience. Neurosurg Rev. 2022;45(2):1393-1399. doi: 10.1007/s10143-021-01649-4.
- Tuleasca C, Regis J, Sahgal A, et al. Stereotactic radiosurgery for trigeminal neuralgia: a systematic review. J Neurosurg. 2019;130(3):733-757. doi: 10.3171/2017.9.JNS17545.
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