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Hypophysenchirurgie

Die Hypophyse (Hirnanhangsdrüse) befindet sich unterhalb des Gehirns in einer knöchernen Mulde der Schädelbasis, der Sella turcica (Türkensattel). Ihr kommt eine zentral übergeordnete Rolle bei der Regulation des hormonellen Systems im Körper zu.

In der Hirnanhangsdrüse werden die Hormone STH, Prolaktin, ACTH, TSH, LH und FSH gebildet. Sie steuern im Körper verschiedene Hormondrüsen, zum Beispiel die Schilddrüse oder die Nebennierenrinde. Die Hypophyse wird selbst durch übergeordnete Hormone des Hypothalamus reguliert und unterliegt einem Rückkopplungsmechanismus durch die peripher gebildeten Hormone.

Tumore der Hypophysenregion

In der Regel sind Hypophysentumore gutartige Tumore der Hirnanhangsdrüse und stellen etwa zehn bis 15 Prozent aller intrakraniellen Tumore dar. Hypophysenadenome werden entsprechend ihrer Größe in Mikroadenome (kleiner als ein Zentimeter) und Makroadenome (größer als ein Zentimeter) unterteilt. Eine weitere wichtige Einteilung ist die Unterscheidung zwischen Hormonproduzierenden (hormonaktiven) und hormoninaktiven Hypophysenadenomen. Unter den hormonaktiven Adenomen (etwa 70 Prozent aller Hypophysenadenome) finden sich die Prolaktinome, Wachstumshormon-produzierende und ACTH-produzierende Adenome (M. Cushing), sowie die seltenen TSH, LH und FSH produzierenden Adenome.

Zu den weiteren Tumoren, die innerhalb der Sella turcica auftreten können, gehören Kraniopharyngeome, Rathke-Taschenzysten und Kolloidzysten. In seltenen Fällen finden sich auch Meningeome, entzündliche Prozesse oder Metastasen anderer Tumorerkrankungen.

Diagnostik und Behandlung

Tumore der Hypophysenregion können asymptomatisch sein und als Zufallsbefund im Rahmen von CT und MRT-Untersuchungen des Schädels entdeckt werden. Durch Störungen des Hormonhaushalts kann es jedoch auch zu verschiedenen Symptomen bei den Betroffenen kommen. Wird die Funktion der Hypophyse gestört, kann ein Hormonmangel zu drastischen Einbußen der Leistungsfähigkeit führen. Bei hormonaktiven Tumoren zeigen sich hingegen durch einen Hormonexzess typische klinische Krankheitsbilder wie die Akromegalie oder der Morbus Cushing. Durch die Nähe zu den Sehnerven und der Sehnervenkreuzung und den Augenmuskelnerven kommt es bei größeren Tumoren nicht selten zum Auftreten von Sehstörungen oder Doppelbildern. 

Zur Diagnostik und Behandlung von Hypophysentumoren ist eine interdisziplinäre Zusammenarbeit unverzichtbar. Vor Beginn der Behandlung erfolgt die Durchführung einer Kernspintomographie des Schädels, eine Visus- und Gesichtsfelduntersuchung durch den Augenarzt, und spezifische Hormonuntersuchungen durch einen Endokrinologen. Danach wird in enger Zusammenarbeit mit Endokrinologen ein individuelles Behandlungskonzept entworfen. Die Entscheidung zur Therapie, sowie die weitere Nachsorge eines Patienten wird in unserer Klinik in einem regelmäßigen interdisziplinären „Hypophysen-Kolloquium“ bestehend aus Neurochirurgen, Radiologen, Strahlentherapeuten und Endokrinologen festgelegt.

Falls möglich und notwendig, führen Neuroendokrinologen eine medikamentöse Therapie bei manchen Formen von Hypophysentumoren durch, zum Beispiel bei einem Hypophysenprolaktinom. Sofern eine medikamentöse Therapie nicht in Frage kommt ist die operative Entfernung in der Regel die Methode der Wahl. Bei einem operativen Eingriff kommen prinzipiell zwei verschiedene Zugangswege zur Anwendung. Zum einen gibt es den Zugang über die Nase (transnasal) zum anderen über eine Eröffnung des Schädels (transkraniell). Über 90 Prozent der Patienten können über den minimal-invasiven transnasalen Weg operiert werden. Neben der klassischen mikroskopischen Methode kommt in unserer Klinik auch ein hochmodernes Endoskopie-System für die Hypophysen- und Schädelbasischirurgie zum Einsatz. Für jeden Patienten wird anhand der präoperativen Bildgebung ein individuelles OP-Konzept festgelegt. Dies führt entweder zu einer rein mikroskopischen oder endoskopischen Operation, aber auch zum kombinierten Einsatz beider Methoden. Es gibt jedoch in seltenen Fällen Tumore, bei denen der transnasale Zugang nicht ausreichend ist. Dann kann der Tumor nur über eine kleine Schädeleröffnung entfernt werden. Hierbei können zur Erhöhung der Sicherheit für den Patienten moderne Verfahren wie die Neuronavigation oder das intraoperative Neuromonitoring eingesetzt werden. Weitere Methoden, wie beispielsweise intraoperative Ultraschalluntersuchungen, können bei Bedarf eingesetzt werden.

Nachsorge

Der stationäre Aufenthalt nach einem operativen Eingriff an der Hypophyse beträgt in der Regel 5-7 Tage. Regelmäßige Kontrollen der Blutsalze und des Flüssigkeitshaushalts sind während des Krankenhausaufenthalts zwingend notwendig. Nach Entlassung aus dem Krankenhaus ist eine Schonung für eine weitere Woche notwendig, wobei leichte körperliche Aktivitäten meistens problemlos möglich sind. Eine Vorstellung beim behandelnden Endokrinologen ist nach etwa 6 Wochen notwendig. Nach weiteren 6 Wochen erfolgt in der Regel eine MRT-Untersuchung des Schädels mit anschließender Wiedervorstellung in unserer Ambulanz.

Spezialsprechstunde Hypophysentumore

Donnerstags von 09:00 bis 15:00 Uhr

Telefon 0621/383-2750
termin-nch@remove-this.umm.de

Ambulanzraum: Haus 43 (Patientenhaus), 3.OG
Anmeldung: Haus 43 (Patientenhaus), EG, Rezeption

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